Haiku XXXVIII
Sirenen heulen,
viel Betrieb im Krankenhaus.
In der Nacht fiel Schnee.
Sirenen heulen,
viel Betrieb im Krankenhaus.
In der Nacht fiel Schnee.
Die Diskussion begann mit der Frage, welche Pille man nehmen würde, was Bezug nahm auf den Film Matrix. Dort wird der Hauptheld Neo vor die Wahl gestellt: Entweder nimmt er die rote Pille, dann wird ihm die Wahrheit über die Welt offenbart, die er sonst nie erfahren würde, jedoch wird er dann nie wieder in sein altes Leben zurückkehren können. Oder er nimmt die blaue Pille, dann bleibt alles wie gehabt, aber er wird dann nie die Wahrheit über die Welt erfahren. Und weiter wurde in der Diskussion gefragt, ob das nicht gleichbedeutend mit der Frage sei, ob man leben oder sterben wolle.
Mir war zwar nicht ganz klar, welche Pille hier zu welcher Entscheidung gehören sollte, aber die Diskussion nahm danach trotzdem Fahrt auf. Man kann es nämlich so oder so interpretieren, denn wenn es ein Leben nach dem Tode geben sollte, dann würde das der roten Pille entsprechen, anderenfalls wäre es vielleicht genau umgekehrt.
Recht schnell war man sich dann einig, dass man sich mit dem Ableben vielleicht nicht so beeilen solle, denn das Leben nach dem Tod ist ja mehr als unsicher. Offenbar fühlte sich der eine beim Gedanken an ein Nichtweiterleben nach dem Tode so unbehaglich, wenn „die Signale erlöschen, alle Zellen sterben und der Körper verrottet“, dass er einwarf, dass ihm so betrachtet der Kannibalismus sympathischer erscheine, da wisse man wenigstens, wer einen bekomme und lande nicht bei den Würmern.
Bei der Verknüpfung zwischen Tod und Kannibalismus fielen mir zwei alte Themen wieder ein, die die Scholastiker im frühen Mittelalter schwer beschäftigt haben und über die man damals sogar promovieren konnte:
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In Bild der Wissenschaft 10/2012 findet man ein Interview mit Holger Lyre. In diesem Text geht es um die Diskussion der Frage „Steckt Genialität nicht nur im Gehirn eines Menschen, sondern auch in seinen Hilfsmitteln wie Stift, Papier und Computer?“ Genau zu dieser Frage hatte ich unlängst schon einen Artikel gefunden: Externalismus. In dem neuen Artikel wird dieser Begriff des Externalismus durch den neuen Begriff der erweiterten Kognition ergänzt (siehe auch den Wikipediaartikel zum erweiterten Geist). Lyre sagt im Interview dazu:
Die These besagt, dass wir zum Denken mehr benötigen als unser Gehirn und unser Nervensystem.
…
Wenn ich ein Loch in den Boden grabe, dann kann ich das mit den Händen tun, und jeder wird sagen: „Das Loch hat dieser Mann gegraben.“ Wenn ich eine Schaufel verwende, dann würde man nicht sagen, das System „Mensch plus Schaufel“ habe das Loch gegraben. Sondern man würde sagen: „Es war immer noch dieser Mann, der das Loch gegraben hat, und er hat eine Schaufel zu Hilfe genommen.“ Das ist in meinen Augen auch richtig, denn Schaufeln sind keine Werkzeuge, mit denen ich eng verwoben bin, sondern solche, die ich manchmal zu Hilfe nehme und dann wieder zurückstelle. Dasselbe gilt im Prinzip für die Frage, wann etwas nur ein Werkzeug der Kognition ist und wann es mehr wird. Zuallererst kommt es darauf an, wie stark man mit dieser externen Komponente, also mit diesem Werkzeug, verkoppelt ist. Wenn die Kopplung sehr innig, sehr stabil, quasi unentwirrbar ist, dann kann man irgendwann sagen: „Die Kopplung ist jetzt so stark, dass diese Sache wirklich wesentlich dazugehört und ein Teil des Systems ist.“
Man kann sich heute noch darüber streiten, ob die Kopplungen an Google, Facebook oder das iPhone bereits so sind, dass man sie als „innig, sehr stabil und quasi unentwirrbar“ betrachtet, aber in der Zukunft werden sie es zweifellos sein. Als Analogien zur Kognition können heutige Beispiele aus Sport und Musik dienen:
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In der Ausgabe 4/2012 von „Zeit Wissen: Die Macht der Worte“ findet man ein Interview mit Giovanni Maio, einem Bioethiker. In diesem Text wird über die Grenze zwischen Lebendigem und Maschinellem und die Verantwortung der Biologen diskutiert. Maio kritisiert die synthetische Biologie, die künstliche Lebensformen schaffen will, um bestimmte Ziele zu erreichen:
Wenn die Biologen sagen, wir wollen Leben herstellen und haben das vollkommen im Griff, ist das ein Widerspruch in sich. Denn Leben ist immer autonom. Die Biologen müssten also zugeben, dass sie nicht mit Bestimmtheit sagen können, wie sich eine Lebensform weiterentwickelt und mit der Umwelt interagiert. Man kann diesen Organismus zwar einhegen, aber er wird immer irgendwo Kontakt zur Umwelt haben. Und was sich daraus entwickelt, können wir nicht vorhersagen. Die Vorstellung, dass man nun Leben wie ein Produkt herstellen will, muss verstören.
Das ist richtig. Aber Widerspruch weckt er bei mir mit der folgenden Aussage:
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Drüben am Waldrand
gleitet ein bunter Drachen
getragen vom Wind.
Mitte der Woche habe ich den interessanten Blogbeitrag Von Evolution zum Konstruktivismus gelesen. In seinem Text stellt Joachim Schulz eine Analogie zwischen dem Ablauf der Evolution und dem methodischen Vorgehen in der Wissenschaft auf. Die Idee dazu hat er aus einem Buch von Ernst von Glasersfeld entnommen:
Ernst von Glasersfeld, einer der Begründer des radikalen Konstruktivismus, hat in einem Vortrag Mitte der 80er Jahre den Vergleich mit der Evolution benutzt um seinen erkenntnistheoretischen Standpunkt zu erläutern.
…
Ich habe mich dann schnell, ohne die anderen Kommentare durchgelesen zu haben, zu einer Antwort hinreißen lassen:
Inzwischen habe ich zu den verwendeten Begriffen nochmals nachgelesen und gemerkt, dass ich da wohl einigen Unsinn geschrieben habe. Deshalb hier (vor allem für mich selbst) einige Begriffsklärungen.
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Raureif am Morgen,
zu Mittag brennt die Sonne,
abends wieder kalt.
Wer sich ein bisschen mit zeitgenössischer Physik beschäftigt hat und einige der heute berühmten Physiker kennt, kann sicher auch das folgende Bild deuten:
Es zeigt Stephen Hawking in seinem Rollstuhl, beide geformt aus Lego-Steinen.
In Stephen Hawkings Buch „Einsteins Traum“ sind eine Reihe von Artikeln vereinigt, die er zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Stellen veröffentlicht hat. Zu seinen physikalischen Theorien, die auch im Buch diskutiert werden, will ich hier nichts schreiben. Seine Beiträge zur Theorie schwarzer Löcher sind inzwischen gut bekannt und an vielen anderen Stellen bereits ausführlich diskutiert und kommentiert worden. Im Weiteren soll es nur um einige seiner philosophischen Überlegungen gehen, vor allem zur Physik selbst, zu Schlussfolgerungen, die er daraus z.B. zum „freien Willen“ gezogen hat, und über seine Einstellung zu Gott.
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Als ich vor Kurzem das Buch von Maurice Maeterlinck Das Leben der Termiten gelesen habe, war ich mir noch nicht sicher, ob ich auch etwas über sein anderes Werk „Das Leben der Ameisen“ schreiben will, das sich zusammen mit dem über die Termiten in einem Band befindet. Das „Ameisenbuch“ ist 1930, vier Jahre nach dem „Termitenbuch“, erschienen.
Was in diesem jüngeren Werk noch deutlicher zu Tage tritt, ist Maeterlincks Hang zur Anthromorphisierung der Tiere und ihres Lebens. Heute wird man dergleichen in einem aktuellen (populär)wissenschaftlichen Buch nicht mehr finden. Aus wissenschaftlicher Sicht sind Maeterlincks Ideen überholt, aber literarisch sind sie recht reizvoll. Er beginnt unverfänglich:
Nach der Auffassung einiger Ameisenforscher allerdings, vor allem Wheelers, kann man eine sehr einleuchtende Entwicklung von Art zu Art verfolgen. Danach wären die Ameisen, durch verschiedene Umstände dazu gedrängt, von Erdbewohnern, die sie ursprünglich waren, zu Baumbewohnern geworden, hätten sich der insekten-, also fleischfressenden Lebensweise, wobei sie auf Raub ausgehen mußten, entwöhnt und wären zur Milch der Blattläuse übergegangen, das heißt zum Hirtenleben und später zur Pilzzüchtung, mit anderen Worten: zum Ackerbau und zur Pflanzenkost. Diese übrigens nicht unbestrittene Entwicklung, deren sämtliche Stufen heute nebeneinander bestehen, gemahnt merkwürdig an die Entwicklung des Menschen; denn auch er ist nacheinander Jäger, Hirte und Ackerbauer gewesen. … Sicherlich herrscht da eine merkwürdige Übereinstimmung.
Im Weiteren beschreibt Maeterlinck nicht bloß eigene Beobachtungen, sondern zitiert auch bekannte Forscher seiner Zeit:
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